Anderthalb Flugstunden westlich von London ticken die Uhren ein bisschen langsamer. Irland liegt in derselben Zeitzone wie das Vereinigte Königreich, eine Stunde vor uns, aber in manch einem irischen Dörfchen könnte man meinen, die Uhr wäre vor hundert Jahren stehen geblieben. Herrschaftliche Burgen, die die Zeit überdauert haben, dazwischen sattgrüne Hügel mit friedlich grasenden Schafen und in der Ferne das Rauschen des Atlantiks.
Viele Tourismusunternehmen haben die Sehnsuchtsorte der Grünen Insel entdeckt und bieten Touren, auf denen ein Programmpunkt dem nächsten folgt. Wer allerdings Entschleunigung sucht und Orte fernab der Touristenmassen entdecken möchte, dem bietet sich ein Roadtrip auf eigene Faust an.
Egal ob per Mietauto oder dem eigenen Wohnmobil – als Start- und Endpunkt ist Dublin eine gute Wahl. Irlands quirlige Hauptstadt lädt mit ihren unzähligen Pubs zum Verweilen ein und auch kulturell lohnt sich ein Besuch des ehrwürdigen Trinity College mit seiner beeindruckenden Bibliothek.
Feinschmecker und Bierliebhaber sollten sich eine Führung durch die Guinnessbrauerei nicht entgehen lassen. Das hier gebraute Schwarzbier ist das Nationalgetränk Irlands und auf der ganzen Welt berühmt.
Der abwechslungsreiche Norden
Reisende, die dem Trubel der Stadt entkommen wollen, führt der Weg nach Nordosten. Eine Dreiviertelstunde nördlich von Dublin liegt das Boyne Valley mit seinen Jahrtausenden alten Steinzeitgräbern. Das bekannteste, Newgrange, mit 5000 Jahren sogar 500 Jahre älter als die Pyramiden von Gizeh.
Das Beeindruckende daran ist nicht nur das Alter, sondern auch die Präzision, mit der das Grab erbaut wurde. So strahlt die Sonne zu jeder Sonn- und Wintersonnenwende zielgenau für 15 Minuten in die Grabkammer.
Der kürzeste Weg in Irlands Norden führt durch die Republik Nordirland. Bis vor wenigen Jahrzehnten noch Bürgerkriegsschauplatz, erinnern heute nur hin und wieder einige Schilder an den Nordirlandkonflikt. Die Grenze ist von beiden Seiten problemlos passierbar, da Nordirland zum Vereinigten Königreich gehört, wird hier allerdings statt in Euro in britischen Pfund bezahlt.
Für eine kurze Verschnaufpause eignet sich das Städtchen Ennsikillen im nordirischen County Fermanagh. Es liegt malerisch zwischen zwei Seen und auch die Schlossanlage ist einen Besuch wert.
Von hier aus ist es auch nicht mehr weit in die irische Grafschaft Donegal, die gleich hinter der Grenze liegt. Hinter das gleichnamige Städtchen Donegal verirren sich nur wenige Touristen. Je weiter es nach Westen geht, desto schmaler und abenteuerlicher wird der Weg, oft muss man anhalten, um ein Schaf oder ein Auto vorbeizulassen. Ein abgelegenes, aber lohnenswertes Ziel sind die Klippen von Slieve League. Sie gehören zu den höchsten in Europa und ragen bis zu 600 Meter aus dem Atlantik. Rot und orange angestrahlt im Sonnenuntergang sind sie ein atemberaubender Anblick.
Malin Head
Hoch im Norden von Donegal, wo der Atlantik auf den nördlichsten Punkt des irischen Festlands trifft, liegt Malin Head. Es ist ein rauer Landstrich, zerklüftet von Wind und Wellen, doch umgeben von sagenhafter Naturschönheit.
Hier, ganz im Norden von Irland lässt sich mit viel Glück ein besonderes Naturschauspiel beobachten: Von September bis März tritt die Aurora Borealis auf.
Stellen Sie sich vor, Sie spazieren in der Dämmerung an einem der einsamen Strände und plötzlich färbt sich der Himmel über Ihnen leuchtend grün oder pink.
Malin Head ist auch der Anfang (oder das Ende) des Wild Atlantic Way, einer Straße, die sich an der Westküste der Insel entlang schlängelt und fantastische Aussichten auf die Küstenlandschaft hat.
Fazit
Für ruhesuchende Naturliebhaber oder aufgeschlossene Kulturfans: Bei einem Irland-Roadtrip ist für jeden etwas dabei und man kann sich die Reiseziele nach den persönlichen Vorlieben auswählen. Damit der Urlaub stressfrei bleibt, sollte man mindestens zwei Wochen einplanen und während der Fahrt viele Pausen einlegen, um Irlands Erlebnisse genießen zu können.
Addendum
Bericht von Larissa Huber
Titelbild – Newgrange, ein prähistorisches Denkmal aus der Jungsteinzeit, befindet sich in der Grafschaft Meath, Irland. ©MNStudio@ AdobeStock
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