Im Mittelalter erfreuten sich Pilgerreisen großer Beliebtheit. Die Suche nach einer Spiritualität, die die Kirche nicht immer vermitteln konnte, drängte viele Gläubige in die Ferne. Zu Fuß oder auf Eseln reitend ging die Reise zu heiligen Orten oder Reliquienstädten. Eine der wichtigsten davon war das Grab des Heiligen Petrus in Rom, auf dem später die Basilica S. Pietro gebaut wurde. Die Via Francigena, zu Deutsch auch „Frankenweg“ genannt, ist der über 900 Kilometer lange Weg, der Canterbury mit Rom verbindet. Die Reise nach Rom war im Mittelalter lang und oft gefährlich. Pilger machten vor deren Beginn nicht selten Testament und regelten ihre weltlichen Geschäfte. Mit einem Wollmantel und einem breitkrempigen Hut bekleidet, gestützt auf einen Wanderstock, sollten Pilger durch Verzicht auf alle materiellen Güter während der Wanderung ihre inneren Werte wiederfinden.
Eine Reise von Siena nach Radicofani
Die Via Francigena – Pilgern gestern und heute
Anstrengung für den Körper, Entspannung für den Geist
In moderner Zeit wurden diese antiken Wege wiederentdeckt, beschrieben und neu ausgeschildert. Auch, wenn wir uns heute mit fortschrittlicher Trecking-Ausrüstung auf den Weg machen, kommt jeder Wanderer von seiner Etappe entlang der Via Francigena mit gewachsenem spirituellem Reichtum zurück. Denn so anstrengend es auch für den Körper ist, viele Kilometer weit einen Fuß vor den anderen zu setzen, umso freier wird dabei der Geist bei jedem Schritt. Unvergessliche Wanderungen, wunderschöne Landschaften, kulinarische Köstlichkeiten und luxuriöse Thermen erwarten moderne Pilger im Süden der Toscana. Sie müssen nicht auf alle Annehmlichkeiten und weltlichen Güter verzichten, um diese Reise zu genießen.
Die Etappe von Siena nach Radicofani
Eine der schönsten Etappen der Via Francigena ist der Teil, der sich durch die südliche Toscana von Siena bis Radicofani schlängelt. Der Weg ist ausreichend mit den offiziellen braunen Tafeln der Via Francigena beschildert. Zusätzlich finden wir das rot-weiß-rote Zeichen mit der Aufschrift „VF“ an Steinen und am Wegesrand aufgemalt. Auch viele Pilger haben Aufkleber und Wegmarkierungen hinter sich zurückgelassen. Auf der offiziellen Seite der „Viefrancigene“ können GPS-Karten für die Orientierung heruntergeladen werden. Unbedingt notwendig ist das aber nicht, denn prinzipiell gilt schließlich: Der Weg ist das Ziel.
Wer sich noch intensiver mit der Strecke und den Besonderheiten auseinandersetzen möchte, kann es ausführlich in der Jahresausgabe 2022 vom GLAMP-Journal lesen und zahlreiche Inspirationen sammeln.
Addendum
Auszug aus dem Reisebericht im GLAMP Journal 2022
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